Tom Radtke packt aus. Nachdem Radtke, Schülerpolitiker bei den LINKEN, bereits vergangene Woche einige Enthüllungen aus dem linken Sumpf um die Fridays-for-Future-Bewegung bekanntgegeben hat, legt er jetzt nach.
Nachdem er mit „Leak 1“ und „Leak 2“ die Rolle der Grünen und eines Pädophilen bei Fridays-for-Future thematisiert hat, schießt Radtke jetzt gegen die Uni Hamburg. Radtke selbst war Systemadministrator bei FFF-Hamburg und dem Bundesverband.
„FFF Hamburg ist tot und echter Kampf gegen den Klimawandel hat dort keinen Platz mehr. Die große Klimabewegung von Greta Thunberg und Fridays for Future ist bei FFF Hamburg nur Fassade. Es ist ein Grüner Sumpf, deren zentrale Aufgabe ist jetzt Wahlkampfhilfe für die Grünen.“
Radtke-Leaks, Teil 1
Nach und nach seien auch immer mehr Hamburger Studenten zur FFF-Bewegung gekommen, die sich „nach vorne drängten“ und die Bewegung kaperten. Radtke berichtet: „Nach einiger Zeit war plötzlich alles „Schülerhafte“ schlecht und unreif. Es kamen Sprüche wie: „So ein Transpi Vorschlag kann wirklich nur von einem kommen, der nicht mal die Erstsemester Marketing Vorlesung besucht hat“, „So unkritische Fragen kann nur jemand stellen, der noch nie Adorno gelesen hat“ usw.“
Der typische Kampf zwischen linksradikalen Studenten und linksbürgerlichen Umweltschützern, hat also auch in Hamburg Einzug gehalten.
Schüler sollten sich dafür schämen, dass sie nicht die richtige Sprache benutzen, kritisiert Radtke. Gemeint ist das „Gendern“. Man müsse zudem auf die Gefühle der „PoC“ (Person of Color) Rücksicht nehmen, selbst wenn man das Gegenteil von dem mache, was Greta Thunberg eigentlich gefordert hatte, fügt Radtke hinzu.
In den Tiefen des Uni-Sumpfes
Die Treffen der Schülerbewegung tagen mittlerweile auf dem Campus der Uni in den AstA-Räumen (Allgemeiner Studierendenausschuss). Einer der Gründe: Über eine eigene Fridays-for-Future-Liste können auch linke Studenten ins Studienparlamament einziehen, die über die „Grüne Liste“ nicht gewählt wurden. Allein an der Uni Hamburg fließen bis zu 650 Euro an AStA-Mitglieder, die wiederum versprachen, den FFF-Schülern kleine Posten zuzschieben, die ebenfalls entlohnt würden.
„Auf den entscheidenden Treffen, auf denen eine Teilnahme an der Wahl beschlossen wurde, tauchten plötzlich auch Studenten auf die vorher nie bei Treffen oder Demos waren und die sagten, dass sie für FFF kandidieren wollen. Die Teilnahme an den StuPa Wahlen wurde also beschlossen als plötzlich eine große Mehrheit von Studenten da war.“
Radtke-Leaks, Teil 3
Auch die „Liste Links“ buhle um die FFF-Bewegung. Dann lässt Radtke eine Bombe platzen:
„Die Liste Links wird streng angeführt von ihrem Sekten-Guru Olaf Walther, einem über 60 jährigen Studenten der Germanistik, der in den 80er Jahren Mitglied des MSB Spartakus war. Olaf Walther und seine Anhänger in der Liste Links sind überzeugt davon, dass die Weltrevolution ihren Anfang an der Universität Hamburg haben wird und sind deshalb Studenten auf Lebenszeit. Sie versuchen auch möglichst viele neue Anhänger zu überreden Studenten auf Lebenszeit zu werden. Alle diese Anhänger wohnen in Wohngemeinschaften, haben aufgehört zu Vorlesungen zu gehen und geben ihr ganzes Geld bis auf ein kleines Taschengeld an Olaf Walther.“
Es existierte jahrelang ein Finanzdeal mit einem Angestellten im Finanzreferat der Universität, der dabei selbst in die eigene Tasche wirtschaftet indem er „gefälschte Rechnungen der Liste Links abrechnete und dabei selbst ein Drittel für sich behielt. Als dies vor einigen Jahren aufflog, wurde Michael Lange gebeten sich einen neuen Job zu suchen.“
Auch auf Twitter schlagen die Wellen hoch:
Die sektenartigen Strukturen gingen laut Radtke sogar soweit, dass eine Studentin ihr Erbe, eine Wohnung, an den „Sektenführer“ Olaf Walther und die „Liste Links“ vermacht hatte, behauptet Radtke. Als sie die Entscheidung nachträglich in Frage stellte, wurde sie von einem Auto angefahren. Mehr gibt Radtke nicht Preis. An anderer Stelle verrät er, dass er in direktem Kontakt mit seinem Anwalt stehe. Warum sollte Radtke mit Falschbehauptungen um sich werfen, wenn er eine anwaltliche Beratung nutzt und im Kreuzfeuer der Öffentlichkeit steht?
Der Fisch stinkt vom Kopf?
Auch der Präsident, Dieter Lenzen, der Uni Hamburg treffe sich wöchentlich mit Olaf Walther. Er wisse über all die Vorgänge an seiner Universität Bescheid, meint Radtke. Die Macht der „Liste Links“ sei so groß, dass sie den Vorgänger von Lenzen mit organisierten Protesten aus dem Amt gebracht hatten. Zudem „arbeite er mit den Liste Links“, um mehr Geld vom Hamburger Senat für die Universität zu bekommen.
Sektenführer Olaf Walther schon länger ein Begriff
Wilde Vorwürfe gegen ehemalige Verbündete von Radtke? Die Anschuldigungen Radtkes könnten durchaus wahr sein. 2015 berichtete die ZEIT über die „Liste Links“ und kommt zu ähnlichen Schlüssen, wie Tom Radtke:
„Weniger bekannt und schwerer zu ergründen ist das Innenleben der Liste Links. Einiges steht nachzulesen in einem Manifest der Gleichen, einem 16-seitigen Aufschrei aus dem Inneren der Organisation, der inzwischen im Netz steht. Wenn der Inhalt zutrifft, dann ist die Liste Links eine politische Vereinigung nur in dem Sinn, in dem Scientology eine Religion ist, zusammengehalten weniger von Überzeugungen als von persönlichen Abhängigkeiten. Man wohnt und wirtschaftet gemeinsam, wer dazukommt, gibt seinen alten Freundeskreis auf.“
Die ZEIT, März 2015.
Zudem hätte die „Liste Links“ sogar auf die Parteitage der Hamburger Linken enormen Einfluss. Sie stelle ein Drittel der Mitglieder, berichtet die ZEIT weiter. Das war 2015.
Bereits im Jahr 2000 hatte Gregor Gysi Ärger mit dem Hamburger Olaf Walther und der Liste Links. Die taz berichtete:
Sie sah, wie er und Kirsten Radüge und Olaf Walther, also die beiden anderen Hamburger PDS-Delegierten, die sie auch noch von der Uni kannte, den Parteitag mit Anträgen zur Geschäftsordnung lahmzulegen drohten. Sie sah, wie Olaf Walther Gregor Gysi nach dessen Abschiedsrede aus der Bundespolitik eine Banane auf den Sitz legte – „als symbolischer Rekurs auf die Ossi-Banane nach dieser bemühten Ankommensrede“, wie Walther später sagen würde. Sie erfuhr, dass der Hamburger Landesvorstand identisch geworden ist mit der Führung der Liste Links.
Die „taz“, Mai 2000.
Auch die Kooperation zwischen Lenzen und Walther scheint zu einem gewissen Grad plausibel. Das Hamburger Abendblatt brachte 2011 einen Bericht, dass Uni-Präsident Lenzen in der Vergangenheit Studenten aufforderte, gegen die Sparmaßnahmen des Hamburger Senats zu demonstrieren. Mit von der Partie: Olaf Walther, wie das Hamburger Abendblatt 2011 berichtete.
Paradigmenwechsel der Liste Links?
Noch zwei Jahre zuvor kam harsche Kritik von Seiten Walthers gegenüber der Kandidatur Lenzens als Präsident. Der bewarb sich 2009 auf den vakanten Posten. Walther und einige Kollegen veröffentlichten darauhin ein Pamphlet, dass Lenzen als „ungeigneten Bewerber“ und reaktionären Kapitalisten darstellt.
Doch auch hier scheinen sich die Zeiten geändert zu haben: „Lenzen, der bei seiner Wahl kritisch beäugt wurde, wird zum Präsident der Herzen“, fasst das Abendblatt zusammen. Für wie viele Sympathien ist die Linke Liste verantwortlich?
Radtke im Fokus
Die mediale Kritik an Radtke nimmt gewaltige Ausmaße an. Sogar derartig groß, dass ein Leser schnell auf die Idee kommen könnte, man wolle den 18-jährigen Schüler mundtot machen oder als geisteskrank darstellen. Aber auch ohne wilde Theorien lässt sich der Kampf gegen Radtke erklären: Radte kratzt am bisher unbeschadeten Lack der FFF-Bewegung. Er legt das Messer an der Heiligen Kuh des linksliberalen Establishment an. Die „taz“, selbst mit einer Redaktion in Hamburg vertreten, reagierte heftig und meinte, dass „Radtke einen Arzt bräuchte“.
Die Tagesschau spricht von einer „Schmutzkampagne im Wahlkampf“ und vermutet, dass eine politische Strategie dahintersteckt. Auf die Idee, dass einem jungen Idealisten die linksradikalen Seilschaften der Neomarxisten einfach nicht passten, und er schließlich die Konsequenzen zog, sind die großen Medien bislang nicht gekommen. Zu groß die Gefahr, dass man „von Rechten gefeiert wird“, wie man Radtke ebenfalls vorwirft.
Ob Radtkes Behauptungen alle wahr sind, ist momentan nicht nachzuprüfen. Allerdings sind die Anschuldigungen an die Uni Hamburg so schwer, dass eine unabhängige Kommission schleunigst prüfen sollte, was an den Vorwürfen dran ist.
Teil 1: https://tomradtke.de/posts/20200201-teil-1/