Die Schweiz fürchtet sich vor linksextremen Heimkehrern. Eine aktuelle Anfrage von SVP-Nationalrat Andreas Glarner hat ergeben, dass seit dem Syrienkrieg vermehrt Linksextreme nach „Kurdistan“ reisen – und jetzt nach und nach zurückkehren. Das geographisch sehr schwammig definierte Gebiet im Nahen Osten, zwischen der Türkei und Syrien, ist das Stammland der Kurden.

Die Kurden versuchen seit hunderten von Jahren einen eigenen Staat zu erschaffen – mit mäßigem Erfolg. Aktuell liegen Teile des mutmaßlich historischen Kurdistans im Iran, dem Irak, Syrien und der Türkei. Insbesondere im Zuge der Konflikte in Syrien, dem Land, in dem die Kurden gewisse Autonomiebefugnisse haben, sowie die nationalistischere Ausrichtung der türkischen Politik unter Präsident Erdogan, steht das „wilde Kurdistan“ wieder im Brennpunkt der Medien. In Syrien kämpften kurdische Milizen gegen den IS und erhofften sich durch Präsident Assad weitreichendere Autonomiebefugnisse. Aber was macht die Kurden für die europäischen Linksextremisten so interessant?
Die Antwort auf diese Frage ist eine Person: Abdullah Öcalan. Öcalan, Sohn eines Türken und einer Kurdin, studierte in Ankara Politikwissenschaften und kam in den 70er Jahren mit sozialistischen Bewegungen in Kontakt, die aus dem Westen herübergeschwappt waren. Bis 1978 radikalisierte sich Öcalan weiter und gründete schließlich mit 24 weiteren Aktivisten die PKK, die „Partiya Karkerên Kurdistanêm“, zu Deutsch die Arbeiterpartei Kurdistans.
Die Kurden, so die PKK, leide unter einer doppelten Unterdrückung: Zum einen durch die patriarchalischen und traditionellen Strukturen der konservativen Kurden sowie durch den Staat der Türkei, der immer stärker einen konservativ-islamischen Kurs verfolgte. Demgegenüber müsse man einen eigenen kurdischen Staat gründen, der auf marxistischen Idealen beruhen solle.
Im Laufe der 80er-Jahre radikalisierte sich die PKK immer weiter, beging Morde, beteiligte sich an innerkurdischen Konflikten. 1999 wurde der charismatische Führer Öcalan schließlich verhaftet und wegen Hochverrrats angeklagt. Er sitzt damit seit 21 Jahren im Gefängnis, was seine Märtyrer-Rolle auch über die Grenzen Kurdistans hinaus verstärkt. Seine Ideale und sein real-marxistisches Gesellschaftsmodell wird durch die – in Deutschland und der Türkei als Terrororganisation verbotene – PKK weiter transportiert und übt dadurch enorme Anziehungskraft auf westliche Linkskextreme aus, die das Wohlstandsleben langweilt. Auch das Verbot der PKK sowie der dazugehörigen Symbole in Deutschland im Jahr 1993, bewirkten das Gegenteil der intendierten Absicht: Die linke Szene verteidigt die PKK noch stärker, wählt jetzt oftmals veränderte Darstellungen der verbotenen Flagge.
Nicht nur, dass man sich, von der LINKEN bis zur Sozialdemokratie, regelmäßig mit den Kurden und der PKK solidarisiert, auch aus der BRD zogen dutzende Sympathisanten in den Krieg nach Kurdistan. Vor den radikalisierten Rückkehrern sorgt sich dementsprechend nicht nur die Schweiz, sondern auch Deutschland. Zwar liegen der Bundesregierung „keinerlei Hinweise über eine militärische Ausbildung von Linksextremen in Syrien vor“, wie eine Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD Fraktion lautete, doch das BKA hatte bereits 2017 vor linksextremen Heimkehrern gewarnt. Man beobachte derzeit 38 Personen, die sich in Syrien radikalisiert haben könnten.
Insbesondere der Hass zwischen türkische Nationalisten oder Anhänger der Erdogan-Regierung auf der einen, und Sympathisanten der Kurden auf der anderen Seite, könnte auch auf deutschem Boden die Auseinandersetzungen in Zukunft weiter eskalieren lassen. Nach dem Einmarsch türkischer Truppen in Nordsyrien kam es in Deutschland zu zahlreichen Auseinandersetzungen zwischen Türken und Kurden, die trotz einiger Verletzungen noch glimpflich abliefen.