Das linksextreme Bündnis bestehend aus mehreren regionalen Antifa-Gruppen, will am 1. Mai wieder auf die Straße. „Perspektive Kommunismus“ heißt der Zusammenschluss aus der „Antikapitalistischen Linke München“, der „Linken Aktion Villingen-Schwenningen“, der „Revolutionären Aktion Stuttgart“ und des „Roten Aufbau Hamburg“.
Die „Perspektive Kommunismus“ wird vom Bundesverfassungsschutz zu den gesichert linksextremen Akteuren gezählt, die zudem gewaltorientiert sind – sich aber im Gegensatz zu anderen Gruppierungen offen zum Kommunismus bekennen. Die geringe Zahl der Mitglieder lässt hoffen: Der Bundesverfassungsschutz geht von 40 Personen aus.
Hinter den vier Teilgruppen verbergen sich unterschiedliche Akteure. Die „Antikapitalistische Linke München“ hängt trotz ihres Namens nicht mit der Partei der LINKEN zusammen, sondern ist eine kleine unabhängige Antifa-Truppe. Die echte „Antikapitalistische Linke“ ist im Gegensatz dazu ein Organisationsverbund innerhalb der ehemaligen SED, der vom Verfassungsschutz ebenfalls als linksextreme Organisation gelistet wird.
Süddeutsche Beschaulichkeit
Die „Linke Aktion Villingen-Schwenningen“ ist eine kleine Antifa-Gruppe aus dem Südwesten, an deren Beispiel man die typischen Vernetzungsstrukturen ins „bürgerliche“ oder gemäßigte Linksmilieu erkennt. Die „Linke Aktion“ wird auf ihrer Seite für ein „Offenes Antifa Treffen“ in Villingen-Schwenningen. Dieses Treffen findet wiederum im „Linken Zentrum Mathilde Müller“ statt. Schaut man sich dieses „Zentrum“ an sieht man nettaussehende Jugendliche, die mit Kaffee und Kuchen ein Nachbarschaftsfest feiern und sich besagte Räumlichkeiten schön hergerichtet haben.
Leider ist nicht ersichtlich, wie die Nutzung und Finanzierung von statten geht. Auf der Homepage spricht man lediglich von Spenden – im Normalfall reichen die aber vorne und hinten nicht und die Kommunalpolitik steckt in derartigen Projekten mit drin. Oder hat zumindest einmalig beim Erwerb geholfen, wie beispielsweise in Tübingen.
„Der Rote Aufbau Hamburg“ zählt hingegen zum radikaleren Spektrum. Anfang des Jahres setzt man sich für die Angeklagten G20-Krawallmacher von 2017 ein, die als unschuldige Demonstranten dargestellt wurden. Im Vorfeld des 1. Mai mobilisierte man hauptsächlich aus dem Hamburger Raum Fahrten in die Hafenstadt. Das Verwaltungsgericht Hamburg verbot allerdings nur kurze Zeit vorher die 1. Mai Demonstration der Linken. Begründung: Corona-Schutz.
Was passiert am 1. Mai?
Doch die Linken bleiben trotzig: „Wir werden keine Kundgebung mit 25 Personen durchführen, auf dieses Spiel lassen wir uns nicht ein, dies hat nichts mit Versammlungsfreiheit zu tun.“ Möglicherweise wird die gerichterliche Entscheidung schließlich das Gegenteil bewirken: Es werden hunderte Autonomer unangemeldet und marodierend durch Hamburg ziehen.
Wie oder warum genau aus diesen Antifa-Gruppierungen die „Perspektive Kommunismus“ wurde, ist unklar. Im Jahr 2014 fand man sich zusammen um „Mit dem Projekt Perspektive Kommunismus dazu beizutragen, die Basis für eine solche Organisation zu schaffen und der Zersplitterung der revolutionären Linken in der BRD entgegen zu wirken.“ Dies sei nur revolutionär zu meistern, fügt man hinzu und schafft so bereits mit der Gründung eine Strömung, die verfassungsschutzrechtlich relevant ist.
Extremismus als Lifestyle getarnt
Das Markante an der linksextremen Internetpräsenz ist das schicke Aussehen sowie die regelmäßigen Beiträge, die zumindest viel Ehrenamt und auch ein gewisses Kapital vermuten lassen. Aber es bleibt bei Mutmaßungen. Zudem existiert die „Perpsektive“ bereits seit sechs Jahren, was im linken Milieu mit der typisch hohen Fluktuationsrate eine gewisse Leistung ist. Mittlerweile dreht man sogenannte „Mobi-Videos“ und versucht die Extremisten als „coole“ Widerstandskämpfer darzustellen. Ein relatives Novum, da die linke Szene eher selten und dilettantisch auf YouTube unterwegs ist.
Was die Beobachtungen deutlich machen, ist die Komplexität linksradikaler Netzwerke. Die Zeiten einer extremistischen Organisation, die man irgendwie fassen und charakterisieren kann, sind längst vorbei.
Stattdessen gibt es hunderte loser Netzwerke, die wiederum aus losen Gruppen bestehen, die ihrerseits Verbindungen zu dutzenden anderen linken Gruppen haben. Das macht die Netzwerke zwar weniger schlagkräftig, ist für die moderne Linken-Guerilla-Taktik aber besser geeignet. Dementsprechend sind die 40 Mitglieder, die der Verfassungsschutz nennt, auch nichts anderes als eine willkürlich festgesetzte Zahl derer, die womöglich zum harten Kern gehören. Im Fall des 1. Mai odere anderer politischer Anlässe, schafft man es schnell Tausende aus dem gemäßigteren Umfeld rekrutieren.
Gleichzeitig ist es fast unmöglich, eine Verbindung vom vermummten Steinewerfer zum „harmlosen“ Freizeitaktivisten nachzuweisen – der oftmals staatlich gefördert wird. „Die Antifa“ ist weder Netzwerk, Verband noch Organisation, sondern ein Sumpf, der von staatlichem Regen zehrt und dessen giftige Blasen man überall und nirgends beobachten kann. Am 1. Mai ist es wieder so weit, wenn in dutzenden Städten gegen Staat, Politik und Kapitalismus demonstriert wird. Ausschreitungen werden erwartet und das trotz, oder gerade wegen des Demonstrationsverbotes.