Im Leipziger Stadtteil Connewitz ticken die Uhren anders. Neben Berlin-Friedrichshain ist Connewitz eine der linken und linksradikalen Hochburgen der Bundesrepublik. Warum das so ist, erfahren sie hier:

Connewitz hat wieder ein neues Graffity. Auf dem Basketballplatz am Connewitzer Kreuz ziert ein gigantischer Schriftzug: „NO COPS – NO NAZIS – ANTIFA AREA“ das Spielfeld.

„Es ist wieder da“, könnte man ironisch anmerken. Denn tatsächlich war das Graffity vor einigen Wochen verschwunden. Entfernt von der Stadtverwaltung, auf „Druck der Polizeidirektion“, wie man auf dem Portal „Linxxnet“ behauptet. Wer sich aber auf anderen einschlägigen Seiten umschaut, entdeckt auch mit früherer Datierung besagtes Gemälde in veränderter Form. Denn vor einigen Wochen prangte es schon einmal hinter dem stählernen Basketballkorb.

Seit mehr als drei Jahren duellieren sich linke Rebellen mit den Ordnungshütern. Mittlerweile wurde es mindestens dreizehn Mal überstrichen und jetzt zum 14. Mal wieder angebracht. Dabei geht es nicht nur um einen kindischen Schriftzug oder die Beschmierung von städtischem Eigentum, sondern um etwas viel Tiefgreifenderes: Wer hat die Hoheit in Connewitz? Polizei oder linksradikale Kiezbewohner? Maus oder Katze? Hase oder Igel?

„No Cops – Antifa-Area“ ist eine Kampfansage an den Staat und seine Hoheitsrechte, wie so häufig von Linken auf die „spielerische“ Art und Weise getätigt. Sollten die Missetäter erwischt werden, wird es heißen: „Wir haben doch nur ein Graffity gemalt“. Die linken Stadtguerillas gehen häufig auf ähnliche Weise vor, sei es beim „Adbusting , beim Beschmieren mit bunter Farbe oder bei anderen kleineren Verstößen, die sie in den Augen linker Sympathisanten eher freundlich erscheinen lassen. Zwar werden auch Autos angezündet und Steine geworfen, damit gewinnen die Extremisten aber weder Zuspruch noch Anerkennung abseits der extremen Linken. Ein schmuckes Gemälde in jugendlichem Stil kommt da deutlich besser an.

Im Februar 2020, nachdem die Kritzeleien wieder überstrichen wurden, überwachte die Polizei das Gelände. Und tatsächlich: Innerhalb kurzer Zeit erscheinen zwei 27-Jährige, die wieder damit beginnen, „Antifa Area“ zu schreiben. Sie kommen bis zum „Ant“. Dann werden sie festgenommen. Die „Soko LinX“, die sich in Sachsen speziell um Linksextremismus kümmert, ermittelt wegen Sachbeschädigung und eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Lediglich die Bild-Zeitung berichtete. Über Strafmaß und Verurteilung ist bislang nichts bekannt.

Graffiti haben eine ikonographische Wirkung. Insbesondere das Connewitzer Gemälde symbolisiert auf hunderten Posts, Blogs und Beiträgen Leipzig-Connewitz, wie es von den radikaleren Bewohnern gerne gesehen wird: Als Bastion gegen Unterdrückung durch den Staat und die Polizei. Mittlerweile kann man sogar Ansichtskarten oder T-Shirts mit dem berühmten Motiv kaufen.

Diese Ansicht der radikalen Linken spiegeln sich auch in den Wahlergebnissen der Stadtratswahl im Wahlkreis 4 wider. Dort ist die Nachfolgepartei der SED mit über 30 Prozent stärkste Kraft.

Bildquelle: Quelle: Screenshot Stadt Leipzig

Der Wahlkreis 4 in Leipzig umfasst die Ortsteile Südvorstadt, Connewitz, Marienbrunn, Lößnig, Dölitz-Dösen. Eine genaue Aufschlüsselung zu Connewitz ist leider nicht verfügbar.

Aber in ganz Leipzig ist die LINKE bärenstark: Im Stadtrat ist sie mit 17 Sitzen vertreten, dicht dahinter die Grünen mit 16 Sitzen. Auf Platz 3 folgt die CDU mit 13 Sitzen. Wie dominant die LINKE im Diskurs ist, zeigt sich auch an anderer Stelle: LINKEN-Politiker Juliane Nagel lässt sich direkt vor der Kampfansage an die städtische Polizei ablichten. „No Cops – Antifa Area“, dafür steht offensichtlich auch die 41-Jährige, die sich als der linken Szene zugehörig beschreibt und sich als radikal bezeichnet. Konsequenzen gab es bislang keine, selbst als Unbekannte im „LinXXnet“-Büro Steckbriefe von Polizisten fertigten und aushängten. Nagel erklärte dieses Vorgehen mit „Reaktion auf die überzogen empfundene Ermittlungsarbeit in Richtung linker Menschen, die in Hamburg protestiert haben“.

Interessant ist an dieser Stelle, dass LINKEN-Kollege Heiko Rosenthal sich gegen die Connewitzer Szene stellt: „Wir können als Behörde nicht akzeptieren, dass ‚no cops‘ so präsent im öffentlichen Raum steht.“ In seiner Rolle als Ordnungsbürgermeister der Stadt Leipzig bleibt ihm nichts anderes übrig. Ein Posieren vor dem Gemälde, wie Juliane Nagel, die zwar im sächsischen Landtag sitzt, aber nicht für die Leipziger Politik verantwortlich zeichnet, ist da nicht drin.

Fassen wir zusammen: Die Stadtverwaltung baut dem Viertel einen Basketballplatz. Darauf sprühen Teile der linken Connewitzer – unter schweigender Zustimmung des Stadtviertels – „No Cops – Antifa Area“. Sie verneinen also die Instanz, die Ihnen kostenlos einen neuen Basketballplatz zur Verfügung gestellt hat. Die Stadt entfernt das Graffito, kurze Zeit später ist wieder ein neues da. Nachdem sich das Ganze dreizehn Mal widerholt hat, schreibt Juliane Nagel: „Die Farce ums Graffiti am Connewitzer Kreuz muss beendet werden!“ Damit kritisiert sie nicht die illegalen Schmiereien in ihrem Viertel, sondern indirekt das Vorgehen der Polizei.

Sogleich lenkt sie aber zu etwas ganz anderem „Ich würde mir wünschen, dass die Polizei Sachsen auch mal so konsequent mit den rechtsradikalen Aktivitäten in ihren eigenen Reihen umgehen würde, wie mit einem Graffito, dass lediglich aussagt „Keine Polizei“. Dabei bezieht sich Nagel auf die angebliche Unterstützung Rechtsradikaler durch die Polizei Sachsen. Im Februar fanden Ermittler heraus, dass bei der rechtsextremen Gruppe „Nordkreuz“ 102 Patronen der sächsischen Polizei gefunden wurden – ein Skandal. Was das aber mit überteuerten Katz und Mausspiel aus Möchtegern-Aktivisten und Staatsstrukturen zu tun hat, weiß nur die Politikerin allein. In Connewitz ticken die Uhren eben anders.

Warum unternimmt die Stadt Leipzig eigentlich nichts gegen die gewaltbereite linke Szene? Das erfahren Sie hier.