Aktuell berichten Angehörige der „Rigaer94“ über die Geschehnisse vor sieben Wochen um die „Kadterschmiede“. Am 25. März seien sie von ihrem Anwalt kontaktiert worden, dass die Polizei eine Hausdurchsuchung durchführen würde, sollte die „Kadterschmiede“ geschlossen bleiben. Normalerweise bleibt die „illegale“ Kadterschmiede von der Berliner Polizei unbehelligt. Gewissermaßen hat sich in und um die „Rigaer“ ein rechtsfreies Gebiet etabliert. Die Polizei sieht häufig nur zu – oder sogar ganz weg.  

Die Szenekneipe in Berlin Friedrichshain ist nach verschiedenen Aussagen der letzte Raum in der Rigaer Straße, für die es keinen regulären Mietvertrag mit dem Eigentümer gibt. Die „Rigaer94“ wurde in den Wendejahren von linken Aussteigern besetzt und ist seitdem einer der bekanntesten Zentren der Hausbesetzerszene. Der Verfassungsschutz bezeichnet den Komplex als „zum harten Kern militanter Linksextremisten zu rechnen“.

Ende März rückte ein Großaufgebot der Berliner Polizei an und überwachte die Schließung des Lokals. Die zornigen Linken beugten sich der Polizei, einen Tag vorher hatte man noch das Viertel plakatiert, um darauf aufmerksam zu machen, dass man „offene soziale Räume“ brauche.

Einen Tag später knickt man aufgrund der drohenden Polizei ein. Das Ego der Sozialisten liegt in Trümmern. Die angeblich selbstbestimmten Anarchisten beugen sich auf Kommando der Polizei. Irgendwo im Text wird man stutzig. Die Autoren sprechen vom „Virus“ und „hygienischen Maßnahmen“. Dann klingelt es. Am 23. März, also zwei Tage vor der erzwungen Schließung des Szeneladens, beginnt in Berlin die Corona-Sperre. Alle Gaststätten müssen schließen.

Die Kadterschmiede existiert in veränderter Form seit fast dreißig Jahren. Erst im Zuge der Corona-Maßnahmen zeigt die Berliner Polizei, dass es sehr wohl möglich ist, der linken Szene Einhalt zu gebieten. Noch absurder als dieses Politikversäumnis, ist allerdings das Selbstverständnis der Linksradikalen, die wieder von einem repressiven Staat sprechen, der sich gegen sie richtet. Dass in diesem Artikel das Wort Virus auch nur einmal fällt, offenbart die typische Strategie der Linken. Sie sind das Opfer, die Politik der Täter. Dass es in der Realität genau spiegelverkehrt abläuft und die Polizei zum ersten Mal seit langem nun wegen der Corona-Politik droht durchzugreifen, passt den linken „Kadtern“ nicht in den Kram.

Mittlerweile ist die Kadterschmiede seit sieben Wochen geschlossen. Grund genug sich mit ihrem „Positionspapier“ an die Öffentlichkeit zu wenden. Auch ist nicht alles voll antigesetzlichem Selbstmitleid. Die linke Szene gibt sich kämpferisch:

Als Anarchist*innen werden wir stets gegen (staatliche) Repression kämpfen. Die Bildung einer solidarischen Bewegung ist ein zentrales Werkzeug zur Bekräftigung dieser Kämpfe, unsere Entschlossenheit und unsere Beharrlichkeit die Spitze unseres Speeres. Wir kämpfen gegen die Existenz des Staates und die Befehle, denen er uns unterwerfen will.“

Ob das der Hauptgrund ist? Vielleicht vermisst man auch einfach nur den guten alten Kater unter „revolutionären“ Freunden. Im Erdgeschoss eines Gebäudes, das den Linksradikalen weder gehört – noch Miete zahlt.