Mit über 100 Beamten wurden am 26. Juni 2019 neun Wohnungen von Mitgliedern des „Jugendwiderstands“ durchsucht. Die linksextreme Gruppe maoistischer Prägung stand in den letzten Monaten verstärkt in der Kritik – auch innerhalb linker Kreise. Der sozialistische Jugendwiderstand positioniert sich klar gegen Multi-Kulti und Gendergaga, in den vergangenen Jahren kam es regelmäßig zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden linken Strömungen. Der „Kampf gegen Rechts“ wird allerdings von beiden linken Fraktionen geführt, was im Falle der Maoisten schließlich auch zur Polizei-Razzia führte. Ein Polizeisprecher begründet das Vorgehen in der Berliner Zeitung:
„Mehrere Tatverdächtige sollen am 12. September 2018 in Berlin-Kreuzberg die Teilnehmer einer pro-israelischen Versammlung angegriffen sowie die Teilnehmer des Rudolf-Heß-Gedenkmarsches am 19. August 2017 in Berlin-Reinickendorf getreten und mit Gegenständen geschlagen und erheblich verletzt haben.“
Quelle: Berliner Zeitung
Interessanterweise hatten die Maoisten einige Tage vor den Durchsuchungen ihre Auflösung bekanntgegeben. Die Polizei stellte bei ihrem Einsatz Waffen und elektronische Speichermedien, Handys und Laptops sicher, die bislang noch nicht ausgewertet sind.
Nach Angaben des Verfassungsschutzes existierten nur eine Handvoll kaderartig organisierter Maoisten. Trotzdem schaffte der „Jugendwiderstand“ es mit Aufmärschen und Demonstrationen in den Fokus der Öffentlichkeit zu gelangen. Auch die abweichenden Meinungen, der Hass auf Israel und die Nicht-Verachtung des eigenen Landes sorgen für enorme Konflikte mit den „typischen“ Linksextremen. Beide Strömungen sehen sich als die echten Vertreter der sozialistischen Bewegung.
Nach den Hausdurchsuchungen vor knapp zwei Wochen brodelt der Konflikt innerhalb der linksextremen Szene weiter. Die Facebookseite „Antifa Kampfausbildung“ mit fast 25.000 Online-Sympathisanten postete ein höhnisches „Haha“ unter einem Post der Generalstaatsanwaltschaft Berlin. Für viele Linksextreme ein absoluter Tabu-Bruch, selbst, wenn man nicht mit den inhaltlichen Positionen des „Jugendwiderstandes“ übereinstimmt.

„Antifa Kampfausbildung“ löschte den Kommentar nach kurzer Zeit, das linksradikale „revolt magazin“ hatte aber bereits einen Screenshot gespeichert und kritisiert die Antifa-Seite für ihre „Polizeiabfeierei“. Im Nachhinein distanzierte sich die „Antifa Kampfausbildung“ von ihrem hämischen „Haha“ – man will offensichtlich in der Szene nicht als Nestbeschmutzer gelten, angeblich handele es sich auch nur um die Meinung einer Person der „Antifa Kampfausbildung“, die anderen Administratoren distanzierten sich von der Stellungnahme.
Aber wie konnte die Bundestaatsanwaltschaft und die Polizei in der frühmorgendlichen Aktion gegen den Jugendwiderstand vorgehen? Normalerweise achten alle linksextremen Strömungen auf absolute Anonymität und Vermummung. Tatsächlich hatte aber im Vorfeld ein „Outing“ stattgefunden. Das linke „revolt magazin“ fasst die Entwicklung zusammen, der Artikel wurde anschließend auch auf „indymedia“ veröffentlicht.
„Anfang Dezember 2018 erschien auf dem der sogenannten „antideutschen“ Strömung [1] zuzurechnenden Blog Friedensdemo-Watch ein Outing-Artikel, welcher mutmaßliche Mitglieder der ehemaligen Berliner Politgruppe Jugendwiderstand (nachfolgend: JW) mit Fotos und Namen veröffentlichte. Aufgezogen wurde das Outing mit mehreren aufeinander folgenden Artikeln in der bürgerlichen Presse wie dem Tagesspiegel, Deutschlandfunk, Heise, rbb und vielen weiteren. Ein vermeintlicher Kopf der Gruppe wurde geoutet, seine Arbeitsstelle offengelegt. Es wurde versucht, sein Arbeitsumfeld gegen ihn in Stellung zu bringen. Dabei wurde in nachträglichen Beiträgen auf Twitter auch nicht Halt vor der Offenlegung persönlicher Beziehungen gemacht.“
Quelle: revolt magazin
Die (hauptsächlich Berliner) Linke ist gespalten wie lange nicht mehr, die „Antideutschen“ hassen den Jugendwiderstand, die „Rote Hilfe“ positioniert sich hingegen solidarisch:
„Wir, die Rote Hilfe Ortsgruppe Berlin, erklären uns solidarisch mit den am 26. Juni angegriffenen Genoss*innen. Zu innerlinken Konflikten beziehen wir als strömungsübergreifende linke Schutz- und Solidaritätsorganisation grundsätzlich nicht Stellung. Wir verurteilen es jedoch, wenn Genoss*innen wie in der Outing-Aktion geschehen planmäßig mit den bürgerlichen Medien zusammenarbeiten, um solche Konflikte für sich zu entscheiden.“
Quelle: Rote Hilfe
Der Schaden ist allerdings angerichtet. Der Streit zwischen den verschiedenen linksextremen Strömungen schwelte bereits seit Jahren. Neu ist allerdings, dass Teile der „antideutschen“ Strömung offen mit den „bürgerlichen“ Medien zusammenarbeitet um ihre ideologischen Genossen anzugreifen. Steht jetzt ein tiefergehender Konflikt im linksextremen Lager bevor? Möglicherweise. Zumal die linke Szene in Berlin mit der Entwicklung in den letzten Jahrzehnten mehr als unglücklich ist. Das „revolt magazin“ schreibt im gleichen Artikel.
„Nur nebenbei wollen wir an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass die mehr oder weniger radikale Linke, oder was sich in den 2000er Jahren in Berlin mal so nannte, in den vergangenen Jahren durchaus ihre Lohnarbeit in der liberalen Partei- und Presselandschaft gefunden hat. An den Beispielen der Amadeu-Antonio-Stiftung und ihres Projektes Belltower News oder haufenweise zivilgesellschaftlichen Demokratieprojekten entlang der Anti-Diskriminierung von A bis Z, zeigt sich oft das Dilemma der fehlenden revolutionären wie vor allem auch ökonomischen Perspektive einer Linken.“
Quelle: revolt magazin
Man gibt im Nebensatz zu, dass Linksextreme den gesellschaftlich akzeptierten Mainstream unterwandern, um an die Futtertröge zu kommen und dass tiefergehende Vernetzungen zwischen der linksextremen Szene und beispielsweise der Amadeu-Antonio-Stiftung existieren. Ein Vorwurf, der von konservativer Seite seit langem im Raum steht.
Ironischerweise sind es dann genau diese antideutschen Linksextremen, die aktuell dem deutschen Staat und der verhassten Polizei dabei helfen, gegen den Jugendwiderstand vorzugehen.