Auf dem linksextremen Portal „indymedia“ bewirbt man den „Libertären Podcast“ des anarchistischen Radios Berlin. Seit 2012 senden die Berliner unregelmäßig einen sogenannten libertären Monatsrückblick – und versuchen offensichtlich den libertären Begriff für sich zu kapern und in die linksradikale Ecke zu ziehen. Aktuell kritisieren die Anarchisten – mit leichtem niederländischem Akzent – das Vorgehen des Staates bei der Besetzung des Hambacher Forstes. Natürlich wird jede Meldung auch radikal durchgegendert: Aktivist-Innen, Beobachter-Innen und vieles mehr, foltern die Ohren der Hörer.
Offen spricht man davon, dass „die Bullen gegen selbstorganisierten Widerstand keine Chance haben“, von „Transpi-Aktionen“ bei der FC Union sowie mehrere „Adburstings“ und „Bannerrobs“. Da die BNL-Redaktion kein Antifa-Deutsch spricht, können wir nur vermuten, dass es sich um linke Transparente bei einem Spiel von Union Berlin und den Diebstahl nichtlinker Banner sowie der Zerstörung von Werbeplakaten gehandelt hat.
Zwar stellt man sich – zumindest ein bisschen libertär – gegen eine verstärkte Bürgerüberwachung durch einen Polizeistaat. Doch schnell macht man eine Kehrtwendung und verdreht die Wirklichkeit bis zur Lüge.
Das Feindbild seien die extreme Rechte und Neonazis. In Deutschland sei es „keinen Aufschrei wert“, wenn bewaffnete Neonazis regelmäßig Leute ins Krankenhaus schlagen, so ein Sprecher. Dass man sich von jeglicher Gewalt – egal von links oder rechts- distanzieren muss, ist keine Frage. Aber die Behauptung des libertären Podcasts ist schlicht und einfach nicht haltbar: Wann haben Nazis jemanden ins Krankenhaus geschlagen und es gab keinen Aufschrei? Momentan reicht schon eine friedliche Demonstration Rechtsextremer, Neonazis oder gar Bürgerlicher aus, dass die Zeitungen sich in der Berichterstattung überschlagen.
Erschreckend sei auch, dass das Stadtbild von rechten Stickern und Nazi-Kiez-Graffities geprägt ist, so ein Sprecher. Da fragt man sich doch, in welchem Deutschland die Linksanarchisten leben. Schätzungsweise ist 1 Prozent der Aufkleber und Graffiti in Deutschland den „Rechten“ zuzuordnen, falls sich aber doch mal ein rechter Sticker irgendwohin verirrt, kann ja sofort die überbezahlte Staats-Stickerentfernung herbeieilen.
Falls Sie, liebe Leser, uns ein Bild von einer Ecke Deutschlands schicken, dass von „rechten Stickern und Graffiti“ geprägt ist, werden wir das Bild (selbstverständlich anonym) veröffentlichen und uns offiziell bei den Linksextremen entschuldigen.
Linke seien ständiger Gewalt ausgesetzt, „egal ob NSU, völkische Kameradschaften, NPD im Stadtrat oder AfD“, so betont der anarchistische Rückblick. Zudem gebe es keinen Widerspruch gegen den „rechten Normalzustand“, meint eine Moderatorin ergänzend, deshalb versammle man sich am 16. März 2019 in Eisenach um zu demonstrieren und sich zu organisieren. Man fordert unverblümt: „Antifa in die Offensive“ und schrammt, wie so häufig, haarscharf am Gewaltaufruf vorbei.
Lange arbeitet man sich an der rechtsextremen Kampfsportszene ab, die man als Feindbild stilisiert. Dass bei einer der größten Veranstaltungen in Deutschland, dem Kampf der Nibelungen, nur ein paar Hundert Teilnehmer dabei waren, ist für die Radiomacher eine erschreckende Zahl. In Berlin selber sei es sehr übersichtlich, so ein Experte im Interview. Es gebe keinen rechten Kampfsportverein und kaum rechte Kampfsportler. Die Berliner Nazis hätten einen sehr geringen Einfluss auf die Kampfsportszene, es gebe auch keine regulären Kampfsportevents, gibt man offen zu und delegitimiert indirekt die eigene Existenz als Berliner Antifa, deren Feindbild die offensichtlich nicht vorhandenen gewaltbereiten Nazis sind.
Abschließend fragen sich die Anarchisten, wie gegen die „Teilnahme von Nazis beim Kampfsportveranstaltungen“ interveniert werden könne und setzt auf Denunziation und Verächtlichmachung der Kampfsportler. „Mit ein bisschen Nachdruck bei den Richtigen könne man erreichen, dass die Veranstalter Teilnehmer ausschließen“, so der anonyme Experte.
Es wäre zudem wichtig, direkt in den „Gyms zu intervenieren“ und man müsse versuchen, die Nazis „aus den Gyms rauszukriegen“, was allerdings schwierig wäre, wie der Sprecher zugibt.
Nachdem sich die linken Radiokrieger an „Nazi-Kampfsportlern“ abgearbeitet haben, widmen sie sich syndikalistischen Gefilden. Die kollektivbetriebene Kiezkneipe „Syndikat“ musste nach 33 Jahren schließen. Schuld daran sei ein „britisches Immobilienunternehmen“, das dem „Syndikat“ zum 31. Dezember 2018 gekündigt hatte. Man hätte am 2. Januar die Schlüssel abgeben müssen, meint ein Sprecher des Syndikats. Diese Geschichte ist mehr als zweifelhaft, zumal kein Grund für die Kündigung genannt wird. Mitte Januar habe das Unternehmen Räumungsklage eingereicht, so der Sprecher weiter.
Zum einen ist kaum vorstellbar, dass man nach zwei Tage nach einer Kündigung das Haus verlassen muss, wahrscheinlicher ist eher, dass die Antifanten bereits seit langem von der Kündigung wissen und diese ignoriert haben, bis man schließlich mit dem Gericht droht. Auch das Verweigern der Schlüsselübergabe wird als selbstbestimmter Akt und nicht als gesetzeswidrig dargestellt. Man käme mit dem Eigentümer nichts ins Gespräch und weigere sich weiterhin auszuziehen, so die Betreiber. 2019 werde zudem ein entscheidendes Jahr werden, da vielen linken Szeneläden gekündigt wurde. Die meisten Initiatoren „bedrohter Projekte“ der Linken weigern sich, nach der Kündigung auszuziehen, die Verfahren hängen in der Schwebe. „Zur Schlüsselübergabe nicht zu erscheinen, ist der neue Trend“, kündigt man großspurig an. Seit Anfang des Jahres besetzen Linke ihre gekündigten Wohnungen und sehen sich weiterhin im Recht. Schaut man sich die betroffenen „Projekte“ und Kundschaften näher an, braucht man sich allerdings nicht wundern, dass die Eigentümer, egal ob neu oder alt, mit ihren Mietern unzufrieden sind.
Wer sich weiterhin weigern will auszuziehen, kann sich bei der „Besetzen-Sprechstunde“ in Berlin informieren und sich Tipps einholen, wie man sich fremdes Eigentum unter den Nagel reißt und Vermieter erpresst.
Das war ein kleiner Einblick in die linken Umtriebe der Berliner Antifa, Vereine, Kulturzentren und – gesendet vom „Anarchistischen Radio Berlin“. Dass man in einem „libertären“ Podcast darüber informiert, wie man Eigentumsrechte verletzt, Sportler mit anderer politischer Meinung ausschließt und Teilnehmern Kampfsport beibringt, ist nur eine der vielen Absurditäten, die uns in den nächsten Monaten erwarten werden.
Für Masochisten der Radiorückblick.