Am kommenden Wochenende findet der siebte Parteitag der LINKEN statt. Nachdem der vergangene Termin im Herbst 2020 coronabedingt ausfallen musste, wechselt die Partei des demokratischen Sozialismus jetzt ins Netz. Der kommende Parteitag wird digital stattfinden – und nicht nur inhaltlich gehörige Brisanz versprechen.
Bislang haben sich neben den bisherigen Bewerbern um den Parteivorsitz, Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow, keine weiteren Kandidaten zu Wort gemeldet. Dementsprechend gilt die Übergabe von der alten Doppelspitze, bestehend aus Katja Kipping und Bernd Riexinger, als gemacht. Hennig-Wellsow gilt als typische Vertreterin der modernen, urbanen Linken aus studentischem Milieu, Wissler hingegen wirkt charmant. Die hessische Politikerin ist aber vom radikallinken Flügel. Zudem gilt Wissler, trotz abgeschlossenen Studiums, als volksnah.
Hennig-Wellsow als moderne Kipping-Nachfolgerin
Hennig-Wellsow hingegen hatte bereits im Vorfeld den internationalistischen Kurs der LINKEN betont und forderte, armen Ländern beim Impfen zu helfen: „Wenn sich die reichen Industrieländer den Großteil der Impfstoffe schnappen wird für den Großteil der Menschheit nur ein paar hundert Millionen Dosen übrig bleiben“. Das klingt nicht nur pseodohumanistisch, sondern auch nach einem Mandat für humanitäre Auslandseinsätze.
Hennig-Wellsow gilt nach Angaben des „Redaktionsnetzwerk Deutschlands“ als Vertraute Katja Kippings. Wie Janine Wissler in die Gleichung und vor allem in die Richtungsstreitigkeiten passen wird, ist noch abzuwarten. 2014 wurde Wissler Vizevorsitzende der Partei und „beerbte“ Sahra Wagenknecht, die ihre Nachfolgerin mit wohlwollenden Worten stützte: „Ich wünsche mir natürlich als Vize profilierte Linke, die auch außerparlamentarisch aktiv sind und uns nach außen mit Charisma vertreten können.“ Diese Formulierung war direkt auf Wissler gemünzt.
Wissler bleibt links
Sechs Jahre später wird Wissler der Sprung nach ganz vorne glücken. Ob sie sich aber den Schuh anzieht und Sahra Wagenknechts Rolle als bodenständige Realpolitikerin anzieht, ist ebenfalls unklar. Zumal LINKE Positionen, die sich zuerst nach den Belangen des eigenen Volkes richten, extrem unpopulär sind. Das musste auch Wagenknecht in den letzten Jahren spüren, wurde kaltgestellt und auch die „Aufstehen“-Sammlungsbewegung scheiterte.
Zumindest außenpolitisch lotet Wissler die klassisch linken Themen bereits aus und lehnt Auslandseinsätze strikt ab. Hennig-Wellsow hingegen wirbt klar für eine mögliche Regierungsbeteiligung für den Fall, dass rot-rot-grün gefragt werden würde: Dafür müsste man aber die klassisch linken Positionen aufgeben – oder flexibel auslegen.