Die Demonstrationen der Fridays for Future-Bewegung in mehreren hundert Städten in Deutschland feierten am Wochenende ihren durchschlagenden Erfolg beim Kampf für das Klima. Auch politisch hat man seine Ziele erreicht: Die Demonstranten treiben die etablierte Politik vor sich her. Egal ob knallharte Stalinisten, unbedarfte Jugendliche oder linksliberaler Mainstream, ein Argument wird im Zuge des Kampfes gegen CO2 immer wieder gebracht: Der Kapitalismus ist schuld.

Seit Beginn der Bewegung versuchen linksextreme Gruppen die Streik- und Protestwelle zu unterwandern. Wir berichteten. Das Hauptargument der sozialistischen Kreise ist darauf gerichtet, dass Kapitalismus die Umwelt zerstöre, da durch ein gesteigertes Konsumverhalten auch mehr CO2-Emmissionen freigesetzt werden, die Polkappen schmelzen, die Welt „kollabiert“.

Die „taz“ zitiert an dieser Stelle Fidel Castro, der angeblich behauptete: „Die Konsumgesellschaften sind die Hauptverantwortlichen für die grauenhafte Vernichtung der Umwelt.“ Beinahe täglich erscheinen neue Artikel darüber, wie der Kapitalismus unsere Erde, unser Natur und unsere Heimat zerstöre. „Kapital als Klimakiller“ (Heise, Juni 2018), „Die Entscheidung: Kapitalismus vs. Klima“ heißt ein ganzes Buch der Autorin Naomi Klein, Kinder laufen mit dem Spruch „Burn Capitalism – not Coal“ durch die Städte und von der „Jungle World“ bis zu „indymedia“ ist die Analyse eindeutig klar: Der Kapitalismus ist schuld!

Abgesehen davon, dass noch immer keine eindeutig belastbaren Aussagen über den Einfluss von (deutschem) CO2 auf das Weltklima existieren, wird eifrig über die Verbindung zwischen dem Spurengas und der „Herrschaft des Kapitals“ fabuliert. Dabei existieren bereits seit Jahrzenten Statistiken über das „Klimagas“. Die Wissenschaft kann auf zwei Arten CO2-Austoß eines Landes einordnen: CO2-Austoß pro Kopf und CO-Ausstoß insgesamt.

Auf der Homepage der „Vereinten Nationen“, die Organisation, die eine Hauptrolle beim Kampf gegen das unsichtbare Gas spielt, wurden weltweit Daten zusammengetragen, die die letzten 50 Jahre abdecken. Die früheste statistische Erhebung fand 1971 statt.

Bis zum Jahr 1990 war der „Ostblock“ noch sozialistisch regiert, der Westen kapitalistisch. In der Realität hatten die Länder der beiden Herrschaftssysteme unterschiedlich ausgeprägte Mischformen. Dennoch: Die Grundtendenz ist eindeutig. Jenseits des Eisernen Vorhangs dominierte die Staatswirtschaft, im Westen der freie Markt.

Folgt man also der Logik der sozialistischen Klimaschützer müssten westliche Länder deutlich mehr CO2-Ausstoß zu verantworten haben als die kommunistischen Länder. Eine zweite Annahme wäre dementsprechend logisch: Nach dem Jahr 1990, als der angeblich raubtierhafte Kapitalismus in die Länder der ehemaligen Zone vorgedrungen ist, müssten nach der ersten transitorischen Phase der CO2-Austoß der Länder nach oben gehen.

Beide Aussagen sind nachweislich falsch: Tschechien hatte in den 70ern mehr CO2-Emmissionen pro Kopf als Deutschland – Polen mehr als Finnland – die Slowakei mehr als Frankreich – die Sowjetunion mehr als Irland. Es sind vollkommen andere Kriterien, wie Industriestruktur, Bevölkerungsanzahl, Bodenschätze oder Wirtschaftsleistung, die den CO2-Austoß eines Landes bestimmen. Die Vergleichbarkeit der Staaten ist also weder vor 1990 noch nach 1990 wirklich gegeben.

Verfolgt man aber die Entwicklung einzelner Länder, kommt man zum eindeutigen Ergebnis: Die Staaten des Ostblocks verursachten während des Kalten Krieges mehr CO2- Ausstoß als in den 2000er Jahren. Eine Reduktion fand statt in: Rumänien, Russland, Bulgarien, Polen, Slowakei, Tschechien, Kasachstan, Mongolei und Weißrussland. Die Werte einiger sozialistischer Länder blieben konstant, wie Serbien oder Turkmenistan. Die fernöstlichen Länder legten hingegen zu und vervielfachten ihr CO2. Das liegt allerdings an einem exorbitanten (Staats-)Wirtschaftswachstum. Während der sozialistischen Phase waren Länder wie Vietnam, Kambodscha oder auch China gezwungenermaßen Bauernstaaten auf dem Stand afrikanischer Länder, die ebenfalls kaum CO2-Ausstoß verursachen.

Werfen wir einen beispielhaften Blick auf unsere östlichen Nachbarn. Polen hat seit 1990 sein Bruttoinlandsprodukt verachtfacht, dabei blieb die Zahl der polnischen Bürger mit gut 30 Millionen konstant. Der Wohlstand hat sich nach der Öffnung Polens also massiv erhöht, der CO2-Austoß ist trotz einer sprunghaft wachsenden Wirtschaft von 9,07 Tonnen CO2 pro Kopf auf  7,63 Tonnen zurückgegangen.

Die Linken und Linksradikalen haben also entweder keine Ahnung von den Zahlen, oder sind bewusst oder unbewusst einem Fehler aufgesessen: Vergleicht man den absoluten CO2-Austoß der Staaten, kommt man zum Ergebnis, dass neben China und Indien hauptsächlich Europa und die USA die „Schuldigen“ am CO2 sind. Woran liegt das? Wir beheimaten deutlich mehr Menschen als andere Teile der Welt, die alle an unserem hohen Lebensstandard teilhaben wollen. CO2- Reduktion in kapitalistischen Ländern kann also nur auf zwei Wege geschehen: Reduktion des Lebensstandards und/ oder Reduktion der Menschen. Beide Forderungen sind menschenverachtend und inakzeptabel, auch wenn sich linke Kräfte möglicherweise erst zufrieden geben, wenn wir mit Speeren durch die Wälder Europas streifen – oder komplett ausgerottet sind.

Allerdings gibt es noch eine dritte Möglichkeit: Sollte man ungeachtet der wissenschaftlichen Unklarheiten tatsächlich CO2 als Klimakiller hinstellen, müssten die Reaktion eigentlich lauten: Mehr Kapitalismus, mehr Markt, mehr Fortschritt – für die Eisbären.