In Berlin brodelt der Kampf zwischen zwei verfeindeten Jugendgruppen. Dabei handelt es sich aber nicht um Auseinandersetzungen zwischen Rechten und Linken oder muslimischen Clankriegen, sondern um Zwist im linken Lager.
Seit kurzer Zeit werden sogenannte Maoistengruppen in Berlin wieder aktiv. Im Gegensatz zu den stereotypischen Studenten mit Rundbrille und dem „Kapital“ unterm Arm, zeichnet sich dieser Flügel durch besondere Härte und Kampfbereitschaft aus.
Öffentlich posieren die maoistischen Schläger, fordern Solidarität mit Palästina, hetzen gegen Israel und schüchtern Journalisten ein. Die „herkömmliche Antifa“ richtet sich gegen den Jugendwiderstand und schreibt auf einer ihrer Blogs:
„Der Jugendwiderstand kennt keine kritische Distanz zur extremen Rechten und scheut sich nicht, Neonazis stillschweigend in ihre Strukturen aufzunehmen. Aktuell hat der „Jugendwiderstand“ mindestens ein zentrales Mitglied, das ehemals tief in NPD-Strukturen verhaftet war.
Nicht ohne Grund versucht man die Sozialisten aus der eigenen Ecke schieben. Bislang gab es mehrere Zusammenstöße zwischen Maoisten und Antifa-Gruppen, die tendenziell eher den „bunten“ Flügel vertritt und sich für Frauen- und Minderheitenrechte einsetzt. Die Antifa ist in großen Teilen antideutsch ausgerichtet, die Maoisten bekennen sich zum deutschen Volk.
Die Anhänger des „Jugendwiderstands Berlin“ betreiben Kampfsport, zählen sich zur deutschen Arbeiterklasse und bekennen sich zur KPD. Sie teilen in den sozialen Medien Stalin-Zitate und ziehen mit roten Flaggen durch die Straßen. Dazu schreiben sie:
„Den Abschluss des alten und die Einleitung des neuen Kampfjahres bildet für unsere Bewegung traditionell das Lenin-Liebknecht-Luxemburg-Wochenende in Berlin, an dem wir ein ehrenvolles Gedenken für unsere Märtyrer, für alle im Kampf um Befreiung und für den Kommunismus gefallenen Genossinnen und Genossen, durchführen.“
Ein Mitglied produziert eigene Rap-Musik, in der es heißt: „Der Staat, aber nicht dieses Land gehört ihnen“. Der Kanal nennt sich „Stimme des Volkes“, gleichzeitig erhält man „rote Grüße aus Hamburg“ und ein anderer Nutzer schreibt: „Endlich Schluss mit dem Zeckenrap“. Den Begriff „Zecke“ verwendeten ursprünglich rechtsextreme Gruppen oder Neonazis, um die Linksextremen zu verunglimpfen – viele Linksextreme bezeichnen sich allerdings selbst als Zecke.
Man kann die Maoisten – eine Fremdzuschreibung – dem antiimperialistischen Block zuzordnen, die klaren Feindbilder sind die USA und Israel. Die sogenannten „Antiimps“ vertreten ein Lager der deutschen Linken, die aber auch häufig mit antideutschen Zügen aufwarten.
Der „Jugendwiderstand“ richtet sich explizit gegen die Antideutschen, der wohl größte Flügel der modernen Linksextremisten. Man bekennt sich zur eigenen Nation, im Februar, anlässlich des Jahrestages der Bombardierung Dresdens, spricht man von einem „Massenmord an der deutschen Zivilbevölkerung“. Nationale, gewaltbereite Sozialisten in der Tradition von Liebknecht, Stalin und Mao, ein wiederentdecktes Phänomen, das es so seit der Weimarer Republik und spätestens seit dem Verbot der KPD nicht mehr gab. Doch bereits vor einigen Jahren deutete sich der Zwist im linken Lager an. Die „JungleWorld“ berichtete 2012 von einem körperlichen Angriff auf den Träger eines Israel-T-Shirts:
„Dies war einer von mehreren Vorfällen in den vergangenen Monaten in Berlin, bei denen antifaschistische Gruppen innerlinke Konflikte austrugen. Zwei Wochen zuvor war beispielsweise dem Träger eines Israel-Shirts vor einer linken Kneipe im Stadtteil Friedrichshain die Nase gebrochen worden. Bereits einige Wochen zuvor waren israelsolidarische Besucher einer Antifa-Party mit Flaschen und Teleskopschlagstöcken angegriffen worden.“
Neben körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Antifa und den Maoisten gibt es auch inhaltliche Querelen: Während die Antifa versucht, die Maoisten ins NPD-Lager zu stecken, betonen die Maoisten, die Antifa-Linke wären keine echten Linken:
„Es sind die willigen, kleinbürgerlichen, deutschen Verteidiger der Ideen der Imperialisten, Zionisten und anderer Kriegstreiber. Es sind Freunde des Kapitalismus und Feinde des Volkes und der lohnabhängigen Klasse.“
Bei der Auseinandersetzung im Jahr 2012 hatte es sich noch um eine Vorläuferbewegung des Jugendwiderstandes gehandelt, der inoffiziell erst im Jahr 2015 gegründet wurde. Nach Angaben des Verfassungsschutzberichtes im Jahr 2017 des Landes Berlin, betrug das Personenpotenzial des Jugendwiderstands nur 15-20 Mitglieder. Das macht stutzig, laufen doch auf verschiedenen Bildern in den sozialen Netzen bis zu 100 Mitgliedern auf ihren Aufmärschen mit. Entweder spielt die Berliner Verwaltung die Bedrohung durch die Linksextremen runter oder die Bewegung hat sich im letzten Jahr deutlich verstärkt.
Zusätzlich sympathisieren die ausländischen Linken (PKK, muslimische Verbände, Iraner) mit dem Jugendwiderstand. Bei einer Auseinandersetzung im Januar diesen Jahres zwischen antideutscher Antifa und „Revolutionäres Kollektiv HH“, den Hamburger Kollegen der Berliner Maoisten, sollen sich die ausländischen Linken gegen die Antifa gestellt haben. Eine Erfahrung, die die Antifa bisher selten gemacht hat. Die greifen wiederum auf Twitter den Jugendwiderstand scharf an und haben sogar eine eigene Seite: „Jugendwiderstand Watch“ gegründet, um ihren linken Konkurrenten auf die Finger zu schauen. Mittlerweile hat man sogar neue Sticker entworfen, die sich gegen „völkische, sexistische Antisemiten“ richten. Eine Faust zerschlägt bildlich den Jugendwiderstand, darunter steht „Antifa Area“. Die Maoisten scheinen auf den Medienkrieg allerdings kaum zu reagieren. Ob sie sich auf den Straßenkampf konzentrieren oder ihre eigene Organisation aufbauen? Denn eines muss klargestellt werden: Von den gewaltbereiten Maoisten geht eine deutlich größere Gefahr für Freiheit, Demokratie und Staat aus, als von den genderaffinen Dauerstudenten.