Niemand fliegt mehr als die „Grünen“, bestätigte eine Untersuchung der Bürgerinitiative „München pro 3. Startbahn“. Die Münchner untersuchten über Jahre hinweg, wie oft ihre Volksvertreter über die Startbahn rollten. Überraschenderweise ging die Buchführung über fliegende Politiker von einer Initiative (2010) der „Grünen“ aus, die eine systematische Erfassung der Flüge von Stadtverwaltung und Politikern umgesetzt hatten. Das erste Ergebnis der Statistik im Jahr 2014: 23-mal flogen die Grünen vom Münchner Flughafen, 12-mal die SPD und nur 6-mal die CDU. Das gesellschaftliche Echo blieb aus.

Vor kurzem wurden die Medien wieder auf die grünen Flieger aufmerksam. Am heftigsten traf es Katharina Schulze. Kennen Sie nicht? Katharina Schulz ist seit 2017 eine der beiden Fraktionsvorsitzenden der bayrischen Grünen. Schulze fiel erstmals 2018 vor der Landtagswahl in Bayern auf, als sie im Bürgerdialog mit Fragen und Anmerkungen der Anwesenden konfrontiert wurde und um es mit den Worten eines empörten Fragenstellers auszudrücken „zum wiederholten Male den Fragen auswich“. (Link unten)

Im Januar 2019 wurde Schulze (Tichys Einblick berichtete) auf dem Portal „abgeordnetenwatch.de“ gefragt: „Welche Erklärung hast Du für die Abweichung zwischen deiner Ankündigung und der Realität?“ Schulze ist nämlich eine der grünen Vielflieger, spricht sich allerdings gegen den Bau einer dritten Startbahn am Münchner Flughafen aus. Ihre Begründung: Sie versuche den Zug zu nehmen, aber sei bei Dienstreisen auf das Flugzeug angewiesen.

Auf Facebook erklärte Schulze, dass sie alle ihre Reisen mit Spenden an den Dienst „atmosfair“ ausgleiche, um eine saubere Ökobilanz zu hinterlassen. Tichys fragt weiter: Der Ablasshandel der Klimareligion für Reiche? Nach Angaben von Tichys flog Schulze bisher ganze 120.000 Kilometer, also umgerechnet drei Mal um den Äquator. In den sozialen Medien kann man schnell nachschauen, wo die heimatbewusste Schulze ihren Urlaub (oder absolut notwendige Dienstreisen) verbringt: „Athen, Barcelona, Brüssel, Dänemark, Helsinki, Indien, Kuba, Lissabon, Madrid, Moskau, Washington, Mongolei.“

Don Alphonso hat auf Twitter die besten Schnappschüsse zusammengefasst:

Wie kann ein umweltbewusster Grünenanhänger weiterhin sein Kreuz hinter eine Partei setzen, die in ihrem privaten Verhalten derartig ihre politischen Forderungen karikiert? Denn trotz alledem erreichten die Grünen bei der Landtagswahl in Bayern 17,6 Prozent der Stimmen, bei aktuellen Bundestagsumfragen hat die Partei einen Höhenflug. Hat vielleicht ein Gewöhnungseffekt eingesetzt? Das Phänomen der fliegenden Grünen ist nämlich seit Jahrzehnten bekannt.

In den 2000er wurde Cem Özdemirs politische Karriere vorzeitig beendet, weil er seine durch Dienstreisen angesparten Bonusmeilen privat verflog. Vielleicht erinnern sich einige ältere Semester an den Skandal, der Özdemir – so dachte man damals – die Karriere kostete. Sogar Gregor Gysi (Die LINKE) trat zurück, Rezzo Schlauch (Grüne) blieb angezählt auf den Beinen. Keine zehn Jahre später der nächste Skandal: Jürgen Trittin und Renate Künast ließen eine Challenger-Maschine der Luftwaffe herbeizitieren, um sich auf Regierungskosten durch den brasilianischen Dschungel fliegen zu lassen. Nachdem das Flugzeug sich bereits in der Luft befand, dachte die Parteispitze ein zweites Mal nach, stornierte den Auftrag und ließ die Maschine zurückkehren. Trittin und Künast verstrickten sich in Widersprüche, kamen aber halbwegs ungeschoren davon.

Zurück zur Ausgangsfrage: Warum wählen seit fast zwanzig Jahren umweltbewusste Deutsche eine Partei, die sich für Klimaschutz und Emissionsreduktion einsetzt, deren Chefetage im Privaten allerdings mehr als flugfreudig ist? Unwissen? Toleranz gegenüber einigen schwarzen Schafen? Oder doch ein Quäntchen Schizophrenie?

Nein, der Fisch stinkt in diesem Fall nicht vom Kopf. 2014 – und mittlerweile fast vergessen – veröffentlichte der „Spiegel“ nämlich eine Umfrage unter den Anhängern der Bundestagsparteien. Dabei wurde gefragt, wie oft die Wähler selber fliegen und ob man es gutheißen soll, dass Flugreisen mittlerweile so günstig geworden sind, dass immer mehr Leute sich das Vergnügen leisten können. Das Ergebnis ist erstaunlich:

49 Prozent der Grünenwähler sind im Jahr der Umfrage (2014) geflogen. Dicht gefolgt von den Linken (42 Prozent) und der CDU (36 Prozent). 0 Prozent der Grünenwähler gaben zu, noch nie geflogen zu sein, bei der deutlich älteren CDU waren es 16 Prozent, die noch nie über den Luftweg gereist sind.

Anschließend wurden die Personen gefragt, ob sie folgender Aussage zustimmen: „Es ist gut, dass es sich heute viele Menschen leisten können zu fliegen.“ Bei der CDU und SPD stimmten 77 Prozent zu, bei den fortschrittsfeindlichen Linken zumindest 69 Prozent, die ärmeren Schichten die Flugreise gönnen. Bei den Grünen – der Tiefstwert – sind es nur noch 49 Prozent.

Zusammengefasst: Die Hälfte aller Grün-Wähler wünscht sich, dass mehr arme Menschen auf Flugreisen verzichten müssen. Gleichzeitig fliegt jeder von ihnen regelmäßig.

Grünen-Wähler sind Dauerflieger – und gönnen den Armen nichts.

Schulzes brillante Rhetorik

Im Jahr 2018 gewann Katharina Schulze den Preis als beste Rhetorikerin des Wahlkampfes (keine Satire, überzeugen Sie sich selbst):