Rodungsstopp südlich von Grünheide. Nahe der Gemeinde in Brandenburg soll eine Teslafabrik gebaut werden. Das Problem: Auf dem künftigen Fabrikgelände stehen Bäume, die weitläufig gerodet werden müssen. Tesla-Chef Elon Musk beantragte eine Genehmigung, die auch bereits erteilt wurde. Das Landesumweltamt in Brandenburg erlaubte Musk im Vorfeld, also noch vor der Ausstellung der endgültigen Baugenehmigung, bereits mit den Waldarbeiten zu beginnen. Sollte die Genehmigung nicht erteilt werden, verpflichtete sich Tesla dazu, das abgeholzte Waldstück an anderer Stelle als gesunden Mischwald zu ersetzen.

Tesla gegen „Grüne Liga“

Tesla hält sich an die Vorgaben der Verwaltung und die Wünsche der Umweltschützer. Nach Angaben des „Tagesspiegels“ wurden sogar Zwergfledermäuse und Waldameisen umgesiedelt. Doch all das Entgegenkommen gegenüber den militanten deutschen Umweltschützern half nichts. Die sogenannte „Grüne Liga“, ein Zusammenschluss verschiedener ökologischer Gruppen aus Brandenburg, klagte per Eilverfahren vorm Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg. Und das OVG entschied: Sofortiger Rodungsstopp für Tesla, bis die Bau-Anträge des E-Auto-Herstellers sorgfältig geprüft worden seien. Tesla hatte eine schnelle Rodung miteinkalkuliert. Ende Februar sollte der Bau der Fabrik beginnen können, ab Juli 2021 wollte der Autobauer mit der Produktion beginnen. Geplant waren 500.000 Autos im Jahr. Zum Vergleich: Die Audi-Werke in Ingolstadt produzieren momentan 490.000 Autos im Jahr. Sollte Tesla sein Soll erfüllen, könnte dies einen riesigen Aufschwung für Brandenburg bedeuten.

Rodungsstopp wegen Klage

Nachdem dem Milliardenunternehmen also zugesagt wurde mit den Baumaßnahmen zu beginnen, schritt am vergangenen Wochenende die Polizei ein und stoppte die Rodungsarbeiten der Holzfäller. Eine endgültige Entscheidung, wie es weitergeht, wird nach aktuellen Angaben im März erwartet. Allerdings könnte sich auch diese Entscheidung verzögern. Tesla verliert dadurch Geld, die deutsche Politik Glaubwürdigkeit und die Gegend um Grünheide verpasst im Falle der nachträglich abgelehnten Anträge einen Wirtschaftsaufschwung und neue Arbeitsplätze. Nach Schätzungen von Tesla handelt es sich um ungefähr 7000 Vollzeitstellen.

Die grünen Umweltschützer interessiert das nicht. Sie wollen den deutschen Wald retten. Ein nachvollziehbares Anliegen? Nicht wenn man sich mit dem Ökosystem Wald auskennt, was bei den meisten Grünen „Umweltschützern“ nicht der Fall ist. Der 90 Hektar große Wald in Brandenburg ist – wie die meisten Wälder in Brandenburg – ein industrieller Wald, bestehend aus schnellwachsenden Monokulturen, in diesem Fall Kiefern.

Kiefern sind zwar ein einheimisches Gehölz, das seit tausenden Jahren in der Mark wächst, allerdings nahm aufgrund von Trockenheit und DDR-Staatsaufforstungen die Zahl der Kiefernhölzer enorme Dimensionen an. Die Führung in der DDR zielte auf Profitmaximierung in der Holzwirtschaft. Und die ist bei einheitlichen Nadelhölzern am größten. Der Ausbeutung der Wälder durch die sozialistische Planwirtschaft fielen damals viele traditionelle Mischwälder aus Buchen und Eichen zum Opfer.

Planwirtschaft gegen Umwelt

Seit 1990 ist das Land Brandenburg damit beschäftigt, ihren enormen Kiefernbestand abzuholzen um endlich wieder Platz für natürliche, ökologische und vielfältige Mischwälder zu schaffen. Doch das ist noch ein weiter Weg. Noch zu 70 Prozent bestehe der brandenburgische Wald aus Kiefern, die erst nach und nach weichen. Seit den 1990er Jahren hat man 84.000 Hektar Nadelwald abgeholzt und einen neuen Mischwald angepflanzt. Das ist fast 1000 Mal mal mehr, als die Waldfläche um die es beim Streit mit Tesla geht.

Gefahr durch den Wald

Ein einheitlicher Nadelwald bringt enorme Nachteile mit sich. Borkenkäfer, Waldbrände, Bodenerosionen und Sturmschäden sind das Ergebnis von monokulturellen Kiefern und Fichtenwäldern. Zudem siedeln sich nur einige wenige Tierarten in diesen industriellen Wäldern an. In einem Mischwald mit unterschiedlich alten Bäumen und Vegetationsschichten ist der Artenreichtum hingegen enorm.

Gerade die Waldbrände, die in Folge des trockenen Kiefernwaldes in Brandenburg keine Seltenheit sind, verursachen mehr CO2, als Tesla in Jahrzehnten ausstoßen kann. 2018 brannten bei Treuenbrietzen 400 Hektar Wald ab.

Mediale Aufmerksamkeit oder ökologische Selbstüberschätzung?

Das alles interessiert die „Grüne Liga“ nicht, die sich offensichtlich aus einer Mischung linksgrüner Hybris, Industrie- und Fortschrittshass und perversem Geltungsdrang auf die Fahne geschrieben hat, die einzigen Unternehmen aus Deutschland zu ekeln, die überhaupt noch Interesse haben, sich hier anzusiedeln. Dabei stellt man dann gerne auf angeblich bedrohte Tierarten wie Waldameisen ab. Ob die Verantwortlichen der Grünen Liga eine Waldameise von einer Wegameise unterscheiden können?

Nach aktuellem Kenntnisstand hat die Eilklage der „Grünen Liga“ keine Aussicht auf Erfolg. Trotzdem sendet man ein Zeichen in die Öffentlichkeit: Der einstige Industriestandort Deutschlands ist auf dem absteigenden Ast. Kleine Lobbyvereine (man erinnere sich an den Kriegszug der Deutschen Umwelthilfe gegen den Diesel) können große Industrieprojekte zum Scheitern bringen oder zumindest stark behindern.

Purer Antikapitalismus?

Die „Grüne Liga“ ist ein ostdeutsches Projekt, das 1989 gegründet wurde, um sich in der scheidenden DDR für Umweltschutz einzusetzen. In den folgenden Jahren wurde man von den großen Umweltorganisationen Westdeutschlands (BUND, WWF, Nabu) weiter zurückgedrängt. Allein der „BUND“ (Bund für Umwelt und Naturschutz) hat heute 440.000 Mitglieder, die Grüne Liga lediglich 30.000. Nicht nur die geringe Mitgliederzahl könnte für den steigenden Geltungsdrang der ostdeutschen Umweltschützer sorgen. Auch der Kampf gegen eine kapitalistische Firma aus den USA wird seinen Teil zum blinden Aktionismus der „Grünen Liga“ beitragen.

Hambi und Reinhardswald

Dass es den radikalen „Umweltschützern“ in Deutschland schon lange nicht mehr um die „Umwelt“ geht, sondern um Deindustrialisierung und den eigenen Moral-Kick, wenn man für „das Gute“ kämpft, wird an anderer Stelle deutlich: Während der Kampf für den Hambacher Forst mittlerweile zu einer Art heilige Aufgabe der westdeutschen Linken auserkoren wurde, um den Braunkohleabbau zu verhindern, fand ein anderer Wald deutlich weniger Beachtung: Der Reinhardswald.

In Hessen entschieden Vertreter von CDU, FDP, SPD und den Grünen über die Ausweisung neuer Gebiete für Windkraftanlagen. Darunter fallen Teile des Reinhardswaldes, die als sogenannte Vorranggebiete ausgeschrieben wurden. Insgesamt 2000 Hektar, also 20 mal größer als die Fläche, die Tesla roden will, sind bedroht. Der Reinhardswald ist ein jahrhundertealter naturbelassener Mischwald. Aufschrei von den links-grünen Kräften?  Nur einige Bürgerinitiativen kämpften und kämpfen noch immer für den Erhalt.

Selbst als die überregionale Presse über die Entwicklungen im hessischen Forst berichteten, schwiegen viele „grüne“ Akteure.  Zwar sollen nach Angaben des NABU „primär Nadelhölzer weichen“, allerdings sind die ausgewiesenen Stücke mitten im Reinhardswald, wodurch der Wald sich zu einem Flickenteppich mit Windrädern entwickeln könnte.

Insgesamt wurden über 1000 Windräder genehmigt. Der Bau könnte bereits im Oktober 2020 beginnen. Ob dann NABU, BUND und die „Grüne Liga“ den Baustopp per Klage erwirken werden? Wie dürfen daran zweifeln.