Im Jahr 2016 veröffentlichte Spiegel Online einen zwanzig Jahre alte Dokumentation über Berliner Linksextreme am historischen 1. Mai. Die Filmaufnahmen sind 24 Jahre alt. Wo Kleidung, Frisur und Sprache sich verändert haben, sind die Auseinadersetzungen mit den heutigen Kämpfen zwischen Linksextremen und der Polizei nahezu identisch.

So sehr linke Gewalt im Jahr 2020 brutal, sinnlos und demokratiefeindlich ist: Sie ist kein neues Phänomen und hat auch keinen neuen Höhepunkt erreicht. Linksextreme Gewalt gibt es in dieser Form seit den Nachwendejahren und sie hat sich bezogen auf Art und Anzahl der Vorfälle kaum verändert.

Nur die Ziele sind, nebst der Polizei als Feindbild Nr. 1, andere geworden. Wo man damals noch primär gegen NPD, DVU und rechtsextreme Netzwerke ankämpfte, ist heute die konservative AfD zum Hauptziel erkoren worden.

Eines der Kernprobleme war der Wohnungsleerstand am Ende des gescheiterten Sozialismus. Hunderte verfallene Häuser in ungeklärten Besitzverhältnissen lockten Aussteiger und Glücksritter, Idealisten und Realos, Junkies und Alkoholiker in die „Szenen“ der neuen Bundesländer. Alle auf der Suche nach Abenteuer, Gleichheit und Glückseligkeit – alle mit Hass gegenüber den bürgerlichen Verhältnissen.

Es ist seit den Filmaufnahmen genau eine Generation vergangen. Man sieht die jungen Väter und Mütter der heutigen Berliner Linken mal glücklich, mal zornig in den Mai tanzen. Auch das hat sich nicht verändert.

So bleibt dem interessierten Zuschauer nur anzumerken, dass die größte Verschiebung in der Berichterstattung des „SPIEGELS“ stattgefunden hat. Damals: neutral, ironisch, sprachlich gewandt. Heute: Tendenziös, flach und auf Seiten der Staatsfeinde.