In den sozialen Medien war der Aufschrei groß: Rechtsextremee sollen in Bielefeld einem Ausländer ein Hakenkreuz in die Brust geritzt haben. Dutzende, wenn nicht hunderte Seiten, Gruppen und Accounts berichten über den unvorstellbaren Vorfall. Zuvor soll die Gruppe Rechtsextremer den Iraner überfallen haben.
Die Polizei war bereits vor Ort skeptisch und vermutete, der Iraner habe sich die Wunde selbst zugefügt. Der postete den vermeintlichen Überfall sowie die Skepsis durch die Polizei in den sozialen Medien: Die Feindbilder der Linken wurden damit bedient, und die Falschmeldung verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
Nach der Begutachtung der Wunde durch eine Rechtsmedizinerin, wurde die erste Annahme der Polizei bestätigt: Die Beschreibung des Tathergangs passte nicht mit der Wunde zusammen. Später kam der 19-jährige Iraner mit seiner Familie auf die Polizeiwache und gestand: Er hatte sich die Wunde zugefügt und die Geschichte ausgedacht, um schlichtweg Aufmerksamkeit zu erregen. Bereits in der Vergangenheit, so berichtet eine Lokalzeitung, hatte der Iraner eine ähnliche Tat fingiert und zur Anzeige gebracht.
Trotzdem: Die sozialen Medien brodelten und die linke Szene aus Ostwestphalen rief zu einer Demo gegen rechte Gewalt auf. Die neuen Erkenntnisse trafen die Linken mehr als überraschend: Das eigene Narrativ liegt in Scherben doch die Demo war bereits organisiert. Also trafen sich zweihundert Linke in Bielefeld um gegen rechte Gewalt und „Nazipropaganda“ zu demonstrieren. Dass der ganze Anfalss eine frei erfundene Geschichte war, interessierte an diesem Nachmittag kaum jemanden. Es gehe um ein „strukturelles Problem.“